Marc Bolan & T.Rex 

Interview:
Martin Gordon

2003 hat Martin Gordon, Bolan-Fans bekannt als Mitglied und Songwriter der John´s Children -"Nachfolgebands" Jet und Radio Stars, sein erstes Solo-Album "Baboon In The Basement" veröffentlicht. Neben seinen eigenen Songs enthält es auch ein einige Cover-Versionen, darunter eine Interpretation des Tyrannosaurus Rex Songs "Warlord Of The Royal Crocodiles". Grund genug, Martin aus diesem Anlass ein paar brennende Fragen zu stellen:
 

Ist "Baboon In The Basement" Dein erstes Soloalbum?

Das ist es. Während der letzten beiden Jahrzehnte war ich immer beschäftigt und bin einfach nicht dazu gekommen. Eine japanische Firma hat vorgeschlagen, dass ich an dem Projekt weiter arbeiten solle, und hier ist es jetzt.
 

Was war Deine Motivation, einen Marc Bolan song zu covern? Warum fiel Deine Wahl ausgerechnet auf "Warlord...", das ja nicht zu den typischen Cover-Kandidaten gehört?

Schon seit den frühen Tyrannosaurus Rex Tagen liebte ich Bolan´s Songs. Er war exzentrisch und das Exzentrische ist ein Bestandteil meines täglichen Lebens. Da Exzentrik oft das Gegenteil von Erfolg bedeutet, wurde sie meiner Meinung nach etwas verdrängt, als der Name auf T.Rex gekürzt wurde und es richtig los ging. Für mich war seine beste Zeit die frühe, versponnene Bongo-Phase, ich hörte damals ständig "Unicorn" und "My People Were Fair", als ich noch zur Schule ging.
2001 hatten wir einen Johns Children gig in London, bei dem ursprünglich auch Rolan mit auf der Bühne sein sollte (was Osama dann aber verhinderte). Wir spielten dort gleich mehrere T.Rex Nummern, aber ich muss sagen, dass für mich das frühe Material mehr Substanz hatte. So habe ich mich dann eines Tages mit der Tyrannosaurus Rex Compilation von Sequel Records hingesetzt und "Warlord Of The Royal Crocodiles" ist dabei als erste Wahl rausgekommen.
 

1977 konnten wir Dich bei dem Auftritt der Radio Stars in einer Folge der "MARC" TV Show sehen. Welche Erinnerungen hast Du an die Begegnung mit Marc?

Radio Stars hatten damals Proben in der Kings Road und wir warteten auf den Sänger. Er wurde aufgehalten, als er von Marc vom Rücksitz seiner riesigen Limousine aus herbei gewunken wurde, der vorschlug, dass wir in seiner Show auftreten sollten. Das Management arrangierte alles und wir fuhren irgendwo in den Norden Englands für die Aufnahmen. Marc war sehr charmant - natürlich stand er die ganze Zeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, aber es war ja auch seine Show. Ich glaube, er hat seine Hausaufgaben gut gemacht, indem er uns fragte, einen bestimmten Song zu spielen - "No Russians In Russia". Während der Aufnahmen spielten wir mehrere Nummern, wobei ich nicht mehr weiß, ob es live war oder nicht, wahrscheinlich doch eher nicht. Danach hatten wir eine kleine Fotosession, um den Moment festzuhalten. Marc und Andy hatten sich noch für ein Abendessen 2 Wochen später verabredet, aber leider kam der Unfall dazwischen.
Im Nachhinein war ich selber mit Andy Ellison ein paar mal Essen, und nach diesen Erfahrungen kann ich mir gut vorstellen, dass das ein netter Abend geworden wäre.

Radio Stars in der MARC Show
Radio Stars in der MARC Show mit ihrem Gastgeber.
Links im Bild: Martin Gordon




Viele kennen Dich von Deinem Beitrag als Bassist auf dem Sparks Album "Kimono My House" und als Mitglied & Songwriter der Band Jet. Im Nachhinein betrachtet - was hältst heute von der Glam-Ära?

Nun, so ein Rückblick kann manchmal gefährlich sein. Jet würde ich rückblickend nicht als Glamrock-Band bezeichnen. Ich würde eher sagen, dass der British Rock der Siebziger ein ganz besonderes Phänomen war. Wenn es gut war, dann war es wirklich sehr, sehr gut, aber wenn es schlecht war, konnte es auch ganz übel sein. Hosen spielten natürlich eine wesentliche Rolle. Wo habe ich eigentlich meine Reithosen aus der Zeit gelassen? Die waren übrigens nicht meine Idee, möchte ich hierzu ergänzen.
 

Heute lebst Du in Berlin. Was hat Dich dorthin geführt?

Deutschland ist ja bekanntlich die Heimat der Wurst. Da dies auch ein fundamentaler Bestandteil der britischen Küche ist - wo sonst könnte ich leben? Im Moment wiege ich 45 stone (alte englische Maßeinheit...) und muss mit einer hydraulischen Vorrichtung aus dem Bett gehievt werden. Ein anderer Grund sind natürlich die charmanten und verspielten Berliner. Wer braucht schon gutes Benehmen, wenn man jemanden für das Gehen auf der falschen Straßenseite beschimpfen kann. Wie ein neuerer Reiseführer über Deutschland zu verstehen gab, ist "jemandem zu sagen, dass seine Lebensphilosophie eine Katastrophe ist wichtiger als vorzugeben, man würde sein hässliches Hemd mögen".
Vor kurzem habe ich eine Berlinerin geheiratet (sie ist aber keine Deutsche).
 

Wie sehen Deine Pläne für die nahe Zukunft aus? Wirst Du mit Deinem neuen Album auf Tour gehen? Wirst Du bei kommenden John´s Children / Jet / Radio Stars Konzerten wieder dabei sein?

Ich hoffe, mit dem aktuellen "Baboon" - Line-up ein paar Shows zu spielen. Es gibt zwar schon einige Angebote, allerdings ohne Gage, was das Ganze ziemlich sinnlos macht. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf. Die Gigs mit JC, Jet und Radio Stars waren eher eine einmalige Sache und ehrlich gesagt, an weiteren John´s Children Konzerten bin ich zur Zeit nicht sonderlich interessiert. Ich plane also in erster Linie für "Baboon..." im Moment.
 

Vielen Dank an Martin für das Interview

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Hier geht es zu Martin Gordon´s website: www.martingordon.de
 

23.06.2003


 www.marcbolan.de